Die Mitglieder unserer Kirche werden weniger. Was kommt auf uns zu?
Im Mittelpunkt der diesjährigen Frühjahrssynode am 20. April in der Petruskirche Neu-Ulm stand die Mitgliederentwicklung unserer Landeskirche und die daraus entstehenden Konsequenzen in den Dekanaten und Kirchengemeinden. Pfarrer Frank Bienk, Mitglied der Landessynode, informierte über die aktuelle Entwicklung in der Landeskirche.
Wie viele schon aus Pressemeldungen wissen, ist die Mitgliederzahl in unserer Landeskirche rückläufig. Das hat verschiedene Gründe, einer davon ist der demographische Wandel. So hat unsere Landeskirche prognostiziert, dass die Mitglieder bis zum Jahr 2035 um ca. 25% weniger sein werden. Regional verschieden bis zu ca. 10% mehr oder weniger.
Das hat für alle Kirchengemeinden in der Landeskirche Folgen. Mit dem Rückgang der Mitglieder geht auch ein Rückgang der Finanzmittel in der Landeskirche einher. Das führt zu Überlegungen, was wir uns in Zukunft bei gleichbleibender Tendenz der Entwicklung leisten können. Auch die Kirchengemeinden müssen dann mit einem kleineren Budget aus den Kirchensteuermittel zurechtkommen.
Gesunkene Nachwuchszahlen in allen verkündigenden Berufsgruppen, die durch die Landeskirche über die Kirchensteuer finanziert werden, halten etwa mit der Entwicklung der Mitglieder Schritt und können mit den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln weiter bewältigt werden. Dennoch ist eine Personalplanung notwendig, die den Stellenplan der Landeskirche an das tatsächlich vorhandene Personal anpasst, deshalb bis zum Jahr 2033/2034 die Anzahl der Stellen um 25% reduziert.
Ein großer finanzieller Posten in der Landeskirche und besonders in den Kirchengemeinden sind unsere Immobilien. Um sie zu sichern, sind immer wieder erhaltende Maßnahmen erforderlich, die herausfordernd für die Finanzmittel sind. Deshalb hat die Landeskirche alle Dekanate aufgefordert, eine Gemeindehausbedarfsplanung bis 2025 für die Kirchengemeinden aufzustellen. Die Landeskirche hält ab 2035 nur noch 50% des heutig geförderten Raumbedarfs für notwendig und will ab 2035 nur noch diesen reduzierten Raumbedarf im Erhalt fördern.
Auf der Frühjahrssynode in Coburg hat die Landeskirche nachgelegt und ein Klimaschutzgesetz beschlossen, um die Treibhausgase bis 2045 um 100% zu reduzieren (90% bis 2035). Der aufgelegte Klimaschutzfond, der die Entwicklung unterstützen soll, wird nur noch die Immobilien fördern, die in der um 50% reduzierten Bedarfsplanung enthalten sind. Dadurch wird die Gebäudebedarfsplanung für alle Dekanate und Kirchengemeinden verpflichtend.
Regionale Kirchenentwicklung – eine Chance
In einem Impulsreferat beschrieb Pfarrer Michael Maier von der Gemeindeakademie die aktuellen Veränderungen der Kirche als Großbaustelle in der Mitte unsere Gesellschaft. Er ermutigte die Synodalen, dass das Reich Gottes und damit unsere Kirche schon immer eine Großbaustelle war, bei der wir tröstender Weise nicht die Bauherren sind.
Wir verlieren gerade Gemeindeglieder, Stellen, Geld, Bedeutung, aber wir sollten jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern uns neu orientieren, gemeinsam überlegen was unser christilicher Auftrag ist für die Menschen bei uns in den Gemeinden und wie wir uns dafür organisieren können.
Eine Antwort darauf kann sein, Stärken örtlicher Präsenz zu kombinieren mit den Stärken aus der Region. Durch regionale Zusammenarbeit kann mehr als die Summe der Einzelgemeinden entstehen. Dabei zählte Pfarrer Maier Beispiele regionaler Zusammenarbeit wie regionale Gottesdienstkonzepte, Konfirmandenarbeit, Chöre, Kita-Geschäftsführung, Immobilien… auf. Dadurch kann ein vielfältigeres Angebot entstehen mit einer größeren Reichweite und einem gezielteren Einsatz des Personals.
Die regionale Zusammenarbeit ist dabei ein wichtiger Gestaltungsraum. Er kann helfen, miteinander zu kooperieren, sich zu ergänzen und gegenseitig zu unterstützen. Bei weniger Personal in der Zukunft kann vielleicht nicht jeder alles leisten, aber gemeinsam kann eine vernetzte Vielfalt entstehen.
Wie geht es bei uns im Dekanat weiter?
Die Synodalmitglieder wurden von Pfarrerin Ruth Šimeg, stellvertretende Dekanin, über den Prozessplan für einen Immobilienbedarf im Dekanat Neu-Ulm informiert.
Bis Ende des Jahres 2024 sollen in den Regionen des Dekanates (bei uns der Regionalausschuss Iller-Roth) der Bestand der Immobilien erhoben und eingeordnet werden.
In einer zweiten Phase, nach den Kirchenvorstandswahlen soll bis Herbst 2025 durch den Regionalausschuss Iller-Roth mit Rückmeldeschleifen zu Kirchenvorständen und dem Dekanatsausschuss eine Gebäudekonzeption für unsere Region entwickelt werden, wie die Immobilien reduziert oder durch andere Maßnahmen wie z.B. Fremdnutzung oder Vermietung erhalten werden können. Dabei soll überprüft werden, ob auch eine gemeinsame Nutzung mit anderen Partnern z.B. der Kath. Kirche, in Frage kommt.
Ziel ist es, dass auf der Dekanatssynode am 21. November 2025 eine Immobilienbedarfsplanung für das Dekanat Neu-Ulm auf Grund der Regionalplanungen beschlossen werden kann, um danach in eine Umsetzungsphase der Planungen bis 2035 zu gehen.